Folge 86: Astropeiler Stockert (2)

1972 nahm nahe dem 10 Kilometer entfernten Effelsberg in einer Talsohle eine Nachfolgeanlage des Astropeilers ihren Betrieb auf. Mit einem Spiegeldurchmesser von 100 Metern war dies fast 30 Jahre lang das größte bewegliche Radioteleskop der Welt. Damit wurde die Forschungsstätte auf dem Stockert zunehmend unattraktiv, zumal nahegelegene Radarstationen die Messungen immer stärker beeinflussten. Dennoch nutzten die Universität Bonn und das Max-Planck-Institut für Radioastronomie die Station weiter für die praktische Ausbildung von Studenten.
1998 erfolgte der Verkauf der Anlage an einen privaten Investor, der u.a. das „Woodstockert“ Musikfestival durchführte. Nach Insolvenz des Unternehmens übernahm 2005 die Nordrhein-Westfalen-Stiftung als Eigentümer die lange vernachlässigte Anlage. Die Restaurierung wurde mit Mitteln der NRW-Stiftung energisch vorangetrieben, auch die Deutschen Stiftung Denkmalschutz hat einen Beitrag geleistet, denn seit 1999 steht die Anlage als Industriedenkmal unter Denkmalschutz.
Die Übernahme durch die NRW-Stiftung hatte der 1995 gegründete Förderverein Astropeiler Stockert e.V. initiiert. Zielsetzung des Vereins ist es, die Radioastronomieanlage auf ehrenamtlicher Basis zu erhalten und weiterzuentwickeln, nach Möglichkeit Beiträge zu aktuellen wissenschaftlichen Fragestellungen zu liefern und der Öffentlichkeit die Bedeutung der Astronomie nahezubringen.
In Zusammenarbeit mit Hochschullehrern bietet der Verein Ganztagsveranstaltungen an, die den Studenten der Physik die Grundlagen der Radioastronomie nahebringen sollen, insbesondere im Zusammenhang mit Vorlesungen zur Astronomie. Auch als außerschulischer Lernort ist die Anlage von Bedeutung. So werden Praktika für Schüler der Sekundarstufe I und II angeboten. Zentrale Punkte sind dabei die Durchführung von Messungen und von physikalischen Experimenten. Die Teilnehmer sollen die Faszination von Forschung, Astronomie und Physik durch eigenständige Beobachtungen erfahren und lernen, dass es elementare Fragestellungen der Physik gibt, die noch durch zukünftige Forschung zu klären sind. Wissenschaftlich tätige Astronomen, Hobby-Astronomen und Funkamateure unterstützen die Schüler während der Praktika.
Von Mai bis Oktober bietet der Verein jeden Sonntag um 14.00 Uhr eine Führung durch den Campus an, bei der Besucher auch die weiteren Teleskope der Gesamtanlage kennenlernen. Demonstriert wird die Funktion des 25-m Teleskops, dabei werden radioastronomische Messungen durchgeführt.
Der Astropeiler ist als astronomische Sehenswürdigkeit ein authentischer Ort großer Technikgeschichte und ein Denkmal, das durch das ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder immer wieder mit Leben erfüllt wird. Die Geschichte des Astropeilers wird weitergeschrieben.









