Folge 85: Astropeiler Stockert (1)

Sammlung Zehnthaus • 19. Mai 2025


Gerade zugezogen ins Rheinland möchte man sich doch möglichst bald mit den Sehenswürdigkeiten der Eifel bekannt machen und so plant die Familie einen Ausflug zum Radioteleskop Effelsberg, grobe Karte genügt, Navigationssysteme sind noch unbekannt, wird schon werden. Wir verlassen Odendorf auf der Landstraße 11 Richtung Kirchheim und fahren am Kesselsberg (287 m) südlich der Hardtburg leicht bergan. Gäbe es auf dem Scheitelpunkt der Bergkuppe eine Parkmöglichkeit, so möchte man verweilen, um eine der großartigen Panoramaszenen in der Eifel zu genießen, den Blick in das weite Erfttal um Bad Münstereifel.


Auf der anderen Seite des Tals in etwa 10 Kilometer Luftlinie erkennen wir sogleich das Radioteleskop, deutlich abgehoben gegen den Horizont auf der Bergkette. Einen besseren Navigationspunkt kann man sich nicht wünschen, also wird Peilung genommen und die Fahrt geht weiter. Wir passieren Iversheim und dann ist die Landmarke aufgrund der topografischen Verhältnisse nicht mehr sichtbar. Wir fahren im Blindflug, passieren den Schlangenberg und die Kalkkuppen bei Eschweiler, umkurven das Naturschutzgebiet Graumücke, müssen mehrfach umkehren, weil stabile Zäune den Weg versperren, das Radioteleskop kommt nicht in Sicht. Wir geben schließlich auf und bei der Rückfahrt sehen wir auf dem Kesselsberg im Rückspiegel wiederum auf der anderen Talseite das Teleskop am Horizont als Zeichen eines nicht nur gefühlten navigatorischen Missgeschicks.


Es sind kenntnisreiche Nachbarn, die uns aufklären. Es handelte sich mitnichten um das Radioteleskop Effelsberg, sondern um den Astropeiler auf dem 435 Meter hohen Stockert, ein idealer Standort zur Beobachtung des Weltraums.


Die Radioastronomie als ein Teil der Astronomie ist eine noch recht junge Wissenschaft. Erst 1933 wurde der Nachweis erbracht, dass wir auf der Erde Radiowellen aus der Milchstraße empfangen können. Wenige Jahre später baute ein Nachrichteningenieur einen allseitig schwenkbaren Parabolspiegel mit einem Empfänger im Brennpunkt. Es war das erste universelle Radioteleskop im heutigen Sinne.


Der Beschluss zum Bau des Astropeilers wurde von der Universität Bonn gefasst und 1956 umgesetzt. Dieses erste frei bewegliche in Deutschland gebaute Radioteleskop gehörte mit einem Antennendurchmesser von 25 Metern und einem Gewicht von 90 Tonnen zu den größten seiner Art weltweit. Ein gigantisches Kugellager ermöglichte die Drehung nach allen Seiten. Das Sockelgebäude ist pyramidenförmig und steht auf einem Achteck als Grundriss.


Darin fanden Antriebstechnik und Messräume ihren Platz. Mit dieser Anlage präsentierte sich die junge Bundesrepublik, der die Alliierten derartige Messungen zunächst untersagt hatten, wieder konkurrenzfähig auf dem internationalen Sektor der Radio-Astronomie bzw. Astrophysik. Bis 1964 wechselten sich zivile und militärischer Forscher bei der wissenschaftlichen Arbeit ab.

von Sammlung Zehnthaus 12. August 2025
Die Chemie des Kalks und der Kalkkreislauf werden thematisch in der siebten Schulklasse behandelt. Bei einem Ausflug in die Römische Kalkbrennerei in Iversheim, dem musealen Ausbau einer antiken Kalkfabrik, kann man sein Wissen erweitern und den Produktionsprozess bestens kennenlernen. Das Bauwerk ist hervorragend erforscht und eine der bedeutendsten archäologischen Fundstätten aus der Römerzeit nördlich der Alpen. Als eingetragenes Bodendenkmal ist die Anlage seit 2021 Teil des UNESCO Welterbes Niedergermanischer Limes und damit auch ein Alleinstellungsmerkmal für den Kreis Euskirchen. Die Manufaktur ist nach Art und Größe eine europäische Rarität und in ihrer Bedeutung wohl nicht so ganz in das Bewusstsein der Bevölkerung gedrungen. 1966 entdeckte man die Stätte beim Bau einer modernen Wasserleitung eher zufällig am Westhang der Erft unterhalb des Steinbruchs Hohe Ley. Die noch heute sichtbaren Dolomit-Vorkommen gehören erdgeschichtlich ins Mitteldevon und sind vor ca. 390 Millionen Jahren entstanden. Insgesamt wurden 6 Brennöfen ausgegraben sowie Fragmente einer Kantine und Grundmauern eines Arbeitsgebäudes. Die Öfen sind als Batterieblock angelegt in Reichweite zum höher gelegenen Kalksandsteinbruch. Die Hanglage war gewählt worden, damit der Materialtransport aus dem Steinbruch kräftesparend auf die oberhalb der Öfen liegende Einfüllgalerie erfolgen konnte.
von Sammlung Zehnthaus 16. Juni 2025
1972 nahm nahe dem 10 Kilometer entfernten Effelsberg in einer Talsohle eine Nachfolgeanlage des Astropeilers ihren Betrieb auf. Mit einem Spiegeldurchmesser von 100 Metern war dies fast 30 Jahre lang das größte bewegliche Radioteleskop der Welt. Damit wurde die Forschungsstätte auf dem Stockert zunehmend unattraktiv, zumal nahegelegene Radarstationen die Messungen immer stärker beeinflussten. Dennoch nutzten die Universität Bonn und das Max-Planck-Institut für Radioastronomie die Station weiter für die praktische Ausbildung von Studenten. 1998 erfolgte der Verkauf der Anlage an einen privaten Investor, der u.a. das „Woodstockert“ Musikfestival durchführte. Nach Insolvenz des Unternehmens übernahm 2005 die Nordrhein-Westfalen-Stiftung als Eigentümer die lange vernachlässigte Anlage. Die Restaurierung wurde mit Mitteln der NRW-Stiftung energisch vorangetrieben, auch die Deutschen Stiftung Denkmalschutz hat einen Beitrag geleistet, denn seit 1999 steht die Anlage als Industriedenkmal unter Denkmalschutz. Die Übernahme durch die NRW-Stiftung hatte der 1995 gegründete Förderverein Astropeiler Stockert e.V. initiiert. Zielsetzung des Vereins ist es, die Radioastronomieanlage auf ehrenamtlicher Basis zu erhalten und weiterzuentwickeln, nach Möglichkeit Beiträge zu aktuellen wissenschaftlichen Fragestellungen zu liefern und der Öffentlichkeit die Bedeutung der Astronomie nahezubringen. In Zusammenarbeit mit Hochschullehrern bietet der Verein Ganztagsveranstaltungen an, die den Studenten der Physik die Grundlagen der Radioastronomie nahebringen sollen, insbesondere im Zusammenhang mit Vorlesungen zur Astronomie. Auch als außerschulischer Lernort ist die Anlage von Bedeutung. So werden Praktika für Schüler der Sekundarstufe I und II angeboten. Zentrale Punkte sind dabei die Durchführung von Messungen und von physikalischen Experimenten. Die Teilnehmer sollen die Faszination von Forschung, Astronomie und Physik durch eigenständige Beobachtungen erfahren und lernen, dass es elementare Fragestellungen der Physik gibt, die noch durch zukünftige Forschung zu klären sind. Wissenschaftlich tätige Astronomen, Hobby-Astronomen und Funkamateure unterstützen die Schüler während der Praktika. Von Mai bis Oktober bietet der Verein jeden Sonntag um 14.00 Uhr eine Führung durch den Campus an, bei der Besucher auch die weiteren Teleskope der Gesamtanlage kennenlernen. Demonstriert wird die Funktion des 25-m Teleskops, dabei werden radioastronomische Messungen durchgeführt.  Der Astropeiler ist als astronomische Sehenswürdigkeit ein authentischer Ort großer Technikgeschichte und ein Denkmal, das durch das ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder immer wieder mit Leben erfüllt wird. Die Geschichte des Astropeilers wird weitergeschrieben.
von Sammlung Zehnthaus / Gemeindearchiv Swisttal 25. April 2025
Zeitgleich mit der Eröffnung des Bauernmarktes hat sich im unteren Saal des Zehnthauses das Bauernmarktcafé – auch Landfrauencafé genannt – mit großem Erfolg etabliert. Die Damen des Organisationsteams, Monika Heck, Hannelore Kluge und Alice Stahl unter der Leitung von der Ortsvorsteherin Elisabeth Kümpel sind allesamt Mitglieder im Landfrauenverein, aus dieser Beziehung hatte sich die Idee für das Café entwickelt. Es ist ein beliebter Treffpunkt. Unter dem Motto „Klatsch und Sahnetorte“ treffen sich jeden Donnerstag vor allem ältere Menschen, Alt-Odendorfer, Neubürger und weitere Zufallsgäste finden zusammen. Man trifft sich nicht nur für eine Schwätzchen, sondern auch zu zeitlich ausgedehnten „Sitzungen“. Für den Verkauf wird eine spezielle Theke gebaut. Das phänomenale Torten- und Kuchenangebot hat sich in der Region schnell herumgesprochen. Saisonale Backwaren zur Erdbeer- oder Pflaumenzeit und vererbte Hausrezepte sind die Basis für z.B. Stachelbeer-Baiser, Donauwellen, Sahne-Nuss oder gedeckten Apfel. Es gibt auch viele Variationen selbst gekochter Marmeladen und auf Wunsch auch Hochprozentiges – eine Rumbombe oder beschwipste Mokkatorte, mit einem roten Punkt gekennzeichnet, damit die Gäste Bescheid wissen. Gebacken wird in der Küche des Odendorfer Dorfsaals. Die Kombination von Markt und Café ist für beide Seiten vorteilhaft. Wir springen einige Jahre vor. Beide Projekte – Bauernmarkt und Café - hatten rosige Aussichten und temporär großen Erfolg. Dennoch ist es kein Ausgang wie im Märchen geworden. Das Einkaufsverhalten der Menschen in Odendorf blieb über die Zeit leider nicht konstant. So nahm die Präsenz der Anbieter stetig ab, das Angebot verringerte sich entsprechend und spätestens mit einem fliegenden Händler für Gebrauchsmoden deutete sich das Ende an. So stellte der Bauernmarkt im August 2010 seinen Betrieb ein. Für die Weiterführung des Cafés musste ein neuer Vertrag mit dem Verein Zehnthaus geschlossen werden. Das Angebot wurde weiter gut angenommen. Allerdings war für die Betreiberinnen des Cafés im Laufe der Zeit die Arbeitsbelastung zu groß, einige Mitstreiterinnen hatten das Team verlassen, bürokratische Hürden des Finanzamts mussten überwunden werden, und auch der Zuspruch ließ etwas nach. So wurde das Café im November 2014 geschlossen. Frau Dr. Burger verabschiedete die Damen als Vorsitzende des Vereins Zehnthaus mit einem Blumenstrauß und einem Restaurant-Gutschein als Dank für achteinhalb Jahre Engagement für die Gemeinschaft. Was bis heute bleibt, sind gute Erinnerungen.
von Sammlung Zehnthaus / Gemeindearchiv Swisttal 5. April 2025
In der Vorbereitungsphase zur Gründung des Rheinischen Bauernmarktes Swisttal gab es bei den Initiatoren keinen Zweifel über die Rolle des Zehnthauses bei diesem Vorhaben, war doch die Gemeinde Eigentümer des Denkmals und damit schien alles geklärt. Wie wurde das Projekt von Seiten des Vereins Zehnthaus betrachtet, der nach einem Nutzungsvertrag mit der Gemeinde die „Hoheitsrechte“ über das Gebäude besaß? Der Plan der Gemeinde kam für den Vorstand ohne jegliche Vorwarnung. Der 1. Vorsitzende, Dr. Eckart Stiehl, gerade wenige Wochen im Amt, war bei der ersten Einladung im März 2006 von einem eher symbolischen Zusammentreffen ausgegangen und somit im Hinblick auf die Thematik, deren mögliche Konsequenzen für den Verein und dem Fortschritt der Planung völlig überrascht. Wenn auch die Grundidee positiv zu bewerten war, so musste zu diesem Zeitpunkt fairerweise doch drauf hingewiesen werden, dass die direkte Einbindung des Zehnthauses in das Projekt mit Blick auf die Vereinssatzung nicht unproblematisch war. Der Verein hatte die Gemeinnützigkeit erhalten, weil er ein Kulturerbe pflegt und Kulturarbeit leistet. Zu bewerten waren also die Themen Gemeinnützigkeit versus Kommerz, Denkmalschutz versus Dauernutzung, ideelles und materielles Engagement des Vereins versus Kooperation mit einem auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Projekt. Gemeinsam mit Vertretern der Gemeinde machte sich Dr. Stiehl auf den Weg nach Hamminkeln, um sich bei den für den Rheinischen Bauernmarkt Verantwortlichen einen persönlichen Eindruck von der Einrichtung zu verschaffen. Es folgten intensive Beratungen im Zehnthaus-Vorstand, die im Ergebnis alsbald zu einer Zustimmung zu dem beabsichtigten Projekt führten. Die Bereitstellung der Sanitäranlagen und die Vermietung des unteren Saals an das Bauerncafé standen der Vereinssatzung nicht entgegen und damit war die Gemeinnützigkeit nicht gefährdet. Und so nahm der Bauernmarkt seinen positiven Verlauf. Da der Rheinische Bauernmarkt ein geschützter Begriff war und die Erzeugnisse nur aus einem Umkreis von 80 km kommen durften, musste der beliebte Fischhändler aus Bremerhaven seinen mobilen Stand am Zehnthofplatz aufgeben, sehr zum Bedauern der Odendorfer Bevölkerung. Nach zahlreichen Einwänden wurde der Rheinische Bauernmarkt in Swisttaler Bauernmarkt umbenannt. Damit war die strenge regionale Produktbeschränkung aufgehoben und zur Freude aller durfte der Fischhändler an seinen angestammten Platz zurückkehren. Bereichert wurde der Markt in den Folgejahren durch zahlreiche Attraktionen. Großen Raum nahmen die Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen der „Treckerfreunde Rheinbach“ ein, zu denen auch die Odendorfer Familie Cramer gehörte. So waren u.a. ein Trecker „Eiche E 16“ aus dem Jahr 1950 mit 16 Pferdestärken zu bewundern, eine historische Dreschmaschine und andere landwirtschaftliche Geräte. Viel Aufmerksamkeit bekam die schwerste Mutterkuh Swisttals mit einem Schätzgewicht von ca. 14 Zentnern, dabei ihr vier Monate altes Kalb. Auch eine Tierschau mit handzahmem Federvieh war zu bewundern. Einmal fand zum Auftakt des Erntedankfestes ein Gottesdienst unter freiem Himmel statt, die „Hellije Mess op Platt“, gehalten von Pfarrer Michael Eschweiler und musikalisch gestaltet vom Fanfarenkorps Essig-Odendorf. Im Herbst gab es Wein und Zwiebelkuchen und zur Jahreszeit einen kleinen Weihnachtsmarkt. Alles war von einer wohlwollenden Grundstimmung getragen. Das Bauernmarktcafé entwickelte sich zu einem Zentrum dörflicher Kommunikation. Über das weitere Schicksal wird zu berichten sein.
von Sammlung Zehnthaus / Gemeindearchiv Swisttal 16. Februar 2025
Es geschah im Jahre 2006. Die Gemeinde Swisttal hatte sich ein ehrgeiziges Projekt auf die Fahnen geschrieben. Ideengeber war Bürgermeister Eckhard Maack, unterstützt durch seinen Büroleiter Bernd Kreuer. Einmal wöchentlich sollte über das ganze Jahr hinweg im Ortsteil Odendorf ein Bauernmarkt stattfinden. Im März des Jahres stellten beide gemeinsam mit Vertretern der Landwirtschaft und der Odendorfer Ortsvorsteherin Elisabeth Kümpel das Projekt im Rathaus vor. Vorbild für das Konzept war der Rheinische Bauernmarkt in Hamminkeln-Loikum. Maack und Kreuer hatten den Markt besucht und entsprechende Informationen gesammelt, z.B. über Vermarktungsstrategie und Produktlisten. Im April lud die Gemeinde zu einer Informationsveranstaltung ins Odendorfer Zehnthaus ein. Tagesordnungspunkt: Der „Rheinische Bauernmarkt“ in Swisttal. Der Aufruf war ein Erfolg. Mehr als 30 Interessierte aus Swisttal, Meckenheim, Rheinbach, Bornheim, Bonn und Euskirchen waren gekommen. 24 Personen hatten sich in eine Liste für die weitere Entwicklung der Idee eingetragen. Die Zuversicht war groß, allerdings fehlte auch nicht der Hinweis, dass der Markt am Ende für die Aussteller auch wirtschaftlich interessant sein müsse. Nun ging es Schlag auf Schlag. Von April 2006 bis Februar 2007 fanden auf Einladung der Gemeinde sechs Sitzung zunächst im Zehnthaus und danach im Ratssaal der Gemeinde statt. Themen waren: Produktabstimmung, Marktbeschickung, Abstimmung mit den Kooperationspartnern, Marktordnung, Satzung, Vertragsentwurf. Das Angebot sollte eine reichhaltige Palette von regionalen landwirtschaftlichen Produkten von frischer, hochwertiger Qualität umfassen und durch regionale Spezialitäten wie zum Beispiel Backwaren und Konfitüre ergänzt werden. Ziel war eine festere Bindung zwischen den Erzeugern landwirtschaftlicher Produkte und den Verbrauchern und damit gleichzeitig eine Stärkung der wirtschaftlichen Seite der traditionellen heimischen Landwirtschaft. Zielgruppe für den Markt war der qualitätsbewusste Verbraucher, der sich mit der ländlichen Umgebung identifizieren will, der den Wunsch nach einer individuellen Bedienung hat und der auch gerne soziale Kontakte beim Einkauf sucht. Der Kunde sollte dem trauen, was in seinem Einkaufskorb landete. Für Odendorf sprach der Zehnthausplatz mit seinem besonderen Ambiente, auch wegen der guten Verkehrsanbindung.  Und so gründete sich am 8. März 2007 der Verein Rheinischer Bauernmarkt Swisttal unter dem Vorsitzenden Karl-Josef Heck mit zwölf ordentlichen Mitgliedern. Bereits am 3. Mai folgte dann die offizielle Eröffnung des Marktes mit sieben Ständen. Als Öffnungszeiten wurden Donnerstag von 14 bis 18:30 Uhr festgelegt. Zeitgleich eröffneten die Landfrauen unter der Leitung von Elisabeth Kümpel im Zehnthaus das Bauerncafé als Kommunikations- und Anlaufstelle für die Marktbesucher.
von Sammlung Zehnthaus 22. Dezember 2024
In der Zeit vor Weihnachten werden vielerorts kunstvolle Krippen aufgestellt, die sich in der Anzahl der Figuren und auch im Material voneinander unterscheiden. Vielfach beginnt man damit bereits nach Totensonntag oder am ersten Advent. In diesem Fall startet das Krippenbild oftmals mit der Herbergssuche oder es stehen am Anfang nur die Hirten und Schafe in der Weihnachtskrippe. Das Bild ändert sich dann häufig bis Weihnachten. Es werden Mägde und Handwerker dazu gestellt, kurz vor dem Fest kommen ein Ochs und ein Esel hinzu, bevor schließlich am Heiligen Abend Maria und Josef im Krippenstall zu sehen sind. Kurz vor der Bescherung wird dann das Christuskind in die Wiege gelegt. Nach Weihnachten treten dann noch die heiligen drei Weisen aus dem Morgenland auf. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten der Aufstellung. Manche Familien beginnen bereits am ersten Weihnachtstag damit, andere wiederum stellen die heiligen drei Könige erst am 6. Januar aus, dem Tag des Besuchs der drei Weisen an der Krippe des neugeborenen Jesu in Bethlehem, so wie es das Evangelium erzählt. Es gib also viele gewachsene Traditionen innerhalb von Familien und bei der Entwicklung des Brauchtums. Als eigentlicher Vater der Weihnachtskrippe gilt der Gründer des Franziskaner Ordens, der Heilige Franz von Assisi. Verbunden damit ist das Kloster Greccio, eine Einsiedelei im Rieti-Tal in der Region Lazio in Mittelitalien. Franziskus wollte im Jahre 1223 dort das Weihnachtsfest feiern. Er ließ für ein historisches Krippenspiel in einer Felsgrotte einen Stall aufbauen mit einem lebendigen Ochsen und Esel sowie einer mit Stroh gefüllten Krippe. Damit wollte er die Geburtsgeschichte Jesu vermitteln. An diesem Ort wird heute auf mannigfache Weise an dieses Ereignis erinnert. Besonders eindrucksvoll ist die Mariengrotte, die Stelle, an dem Franziskus das Krippenspiel lebendig werden ließ. Diese neue Art, die Weihnachtsbotschaft zu verkünden, berührt die Menschen bis in unsere Tage. Die zahlreichen Krippendarstellungen geben davon ein beredtes Zeugnis. Ab dem 16. Jahrhundert fand die Weihnachtskrippe durch die Jesuiten eine europaweite Verbreitung. Als es später zur Zeit der Aufklärung in einigen Ländern zu Krippenverboten kam, bauten die Menschen insgeheim ihre Krippen in ihren Häusern und legten damit den Grundstein für die Entwicklung der Hauskrippe. Die Darstellung der Heiligen Nacht wurde bis ins späte 19. Jahrhundert in eine morgenländische Landschaft eingebettet. In der weiteren Entwicklung bildeten sich verschiedene neue Formen aus. Krippenbauer verlegten die Weihnachtsgeschichte in ihre Heimat. Die Geburt Christi fand zum Beispiel in einer Tiroler Berghütte inmitten der Alpen statt und nicht in exotischer Umgebung mit Sand und Palmen. Die Figuren kleidete man in der jeweiligen regionalen Tracht. Dahinter stand der Gedanke, die Geburt Christi in die Lebenswirklichkeit der Gläubigen zu übertragen. Frohe Weihnachten
von Sammlung Zehnthaus 7. Dezember 2024
Die Vernehmungen der zu Unrecht beschuldigten jungen Frau dauerte drei Tage und endeten ohne ein für die Gestapo zufriedenstellendes Ergebnis. Bei der Haftentlassung hieß es nur lapidar: „Da hast du ja noch einmal Glück gehabt“. An dem inhaftierten polnischen Zwangsarbeiter Anton Wujciakowski jedoch wurde ein Exempel statuiert. Seine Exekution, der kein Gerichtsverfahren vorausgegangen war, wurde durch die Staatspolizei, Außenstelle Bonn auf Anordnung des Reichssicherheitshauptamtes nach exakten Vorgaben durchgeführt. Nach der Exekution mussten die an der Hinrichtungsstätte zusammengeführten polnischen Zwangsarbeiter sämtlicher Gemeinden des Amtes Ollheim und Rheinbachs an dem Leichnam vorbeigehen und ihn berühren. Die sterblichen Überreste wurden zum Anatomischen Institut nach Bonn gebracht und anschließend auf dem Bonner Nordfriedhof beigesetzt. Die strafrechtliche Aufarbeitung dieses Verbrechens kam erst in den 1960er-Jahren ins Rollen. 1959 ging beim Regierungspräsidenten in Köln eine Beschwerde zweier Ludendorfer Landwirte ein, die in einer strittigen Bauangelegenheit bei der Amtsverwaltung Ludendorf kein Gehör fanden und deswegen bei den Aufsichtsbehörden auf die vermeintlichen Missstände in der Amtsverwaltung aufmerksam machen wollten. Mit der im Beschwerdebrief gemachten Feststellung, dass während des Krieges in Miel ein polnischer Kriegsgefangener ermordet worden sei und die Verantwortlichen gerichtlich noch nicht belangt worden seien, wollten sie die Untätigkeit der Behörden unterstreichen. Ob sie mit ihrem eigentlichen Anliegen erfolgreich waren, ist nicht überliefert. Ihnen ist jedoch zu verdanken, dass das Landeskriminalamt NRW und die Bonner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Unbekannt einleiteten, die sich über mehrere Jahre erstreckten. Ehemalige Bonner Gestapobeamte wurden vernommen, die jedoch jede Verantwortung von sich wiesen. Zu einer Anklageerhebung kam es letztlich nicht, weil die Verdächtigen aus Krankheitsgründen nicht mehr vernehmungsfähig waren oder während der Ermittlungen verstorben sind. Wer die Akten und Zeugenaussagen über diesen Fall liest, empfindet Scham und Abscheu über das, was in der damaligen Mieler Kiesgrube geschah. Im Zuge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen sind zahlreiche weitere Fälle von Exekutionen ausländischer Zwangsarbeiter wegen des im Krieg verhängten Umgangsverbots mit deutschen Frauen im Raum Bonn/Rhein-Sieg bekannt geworden. Für das Gebiet der heutigen Gemeinde Swisttal stellt die Exekution von Anton Wujciakowskis nach Erkenntnissen des Landeskriminalamtes jedoch einen Einzelfall dar. Die Gedenkstele für Anton Wujciakowski wurde 2014 auf Initiative des Buschhovener Heimatforschers, Dr. Benno Willers, aufgestellt, der im Rahmen der Recherchen zu seinem Buch „Damals in Buschhoven 1939-1948“ auf das Schicksal des polnischen Zwangsarbeiters Anton Wujciakowski aufmerksam wurde und „ein Bollwerk gegen das Verdrängen und Vergessen“ schaffen wollte. Der Rheinbacher Historiker, Dr. Horst-Pierre Bothien hatte bereits 2007 über die Hinrichtungen von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen im Raum Rheinbach-Euskirchen-Mechernich intensiv geforscht und angeregt, ein dauerhaftes Zeichen für die in der Region gewaltsam zu Tode gekommenen Zwangsarbeiter zu setzen. Die Gemeinde Swisttal folgte dieser Anregung mit einstimmigem Beschluss 2013. Am 09.08.2014 wurde im Rahmen einer feierlichen Gedenkveranstaltung in der Nähe des Exekutionsortes der Gedenkstein enthüllt. Zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Privatpersonen waren anwesend. Der polnische Vizekonsul erinnerte daran, dass im Zweiten Weltkrieg mehr als 12 Millionen Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt wurden, darunter ca. 2,8 Millionen aus Polen.  Letztlich sei es unser „aller Auftrag, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und sie nicht zu vergessen“. Auch Dr. Willers rief die unbegreiflichen Vorgänge jener Tage noch einmal in Erinnerung. Pfarrer Ernst Edelmann charakterisierte diesen Stein als ein Zeichen der Wachsamkeit und rief zum Engagement für Gerechtigkeit und zum friedlichen Miteinander auf. Mit einem Gebet des aus Polen stammenden Kaplans Pater Marek endete die Gedenk- und Einweihungsfeier. Die aus Spenden finanzierte Stele aus Anröchter Dolomit gestaltete der Swisttaler Steinmetz, Horst Bürvenich. Sammlung Zehnthaus Dr. Benno Willers „Damals in Buschhoven 1939 – 1948 NRW-Archiv v. 13. 8. 2014/Gemeindearchiv
von Sammlung Zehnthaus 6. Dezember 2024
Das Naturschutzgebiet SU-058 – Swistniederung bei Miel – erstreckt sich von Lützermiel aus an der Swist nach Süden Richtung Morenhoven auf rund 40 Hektar. Das Gebiet wurde 1998 unter Naturschutz gestellt. Ein Wander- und Fahrradweg durchquert das Gebiet. Wenn ein Wanderer oder Radfahrer an der B 56 gegenüber dem historischen Swistübergang Lützermiel und der RSAG-Entsorgungsanlage in Swisttal-Miel startet, findet er nach wenigen hundert Metern auf der linken Seite eine Gedenkstele. Darauf ist zu lesen: „Zum Gedenken / Anton Wujciakowski / Zwangsarbeiter aus Polen / wurde hier vor den Augen vieler anderer Zwangsarbeiter von der Gestapo / am 9. August 1941 im Alter von 32 Jahren erhängt / ihm wurde zu Unrecht vorgeworfen / einer deutschen Frau zu nahe gekommen zu sein“. Nach der Besetzung Polens durch die Nationalsozialisten wurden hunderttausende polnische Volksangehörige als Kriegsgefangene oder als „Zivilarbeiterinnen und -arbeiter“ ins De utsche Reich verbracht, beinahe ausnahmslos Zwangsverschleppte. Hier wurden sie vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt. Eine Vielzahl von Anordnungen regelte ihre Lebensführung. Für eine „unsittliche“ Annährung zu einer deutschen Frau oder zu einem deutschen Mann, drohte ihnen die Todesstrafe. Das Recht auf ein ordentliches Gerichtsverfahren hatten sie nicht, da in der nationalsozialistischen Rassenideologie die slawischen Völker als minderwertig galten. Darüber, was am frühen Morgen des 09.08.1941 in der Nähe des damaligen Reichsarbeitsdienstlagers in der Kiesgrube bei Miel geschah, geben die im Landesarchiv NRW verwahrten Archivakten der Staatsanwaltschaft Bonn über ein 1964 eingeleitetes „Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen Ermordung eines polnischen Kriegsgefangenen im Raume Miel im Frühjahr 1941“ Aufschluss.  Anton Wujciakowski, am 03.04.1909 in Tremessen (Kreis Mogilno im Regierungsbezirk Bromberg der Provinz Posen) geboren, war seit 1940 dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Abel in Hohn als „Fremdarbeiter“ zugewiesen. Zu diesem Zeitpunkt verlor er seinen Status als Kriegsgefangener und unterstand nun der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Von einem Zeitzeugen wurde er als zuverlässig, fleißig und ordentlich beschrieben. Zur gleichen Zeit arbeitete auf dem Gut Hohn eine junge Deutsche als Haushaltshilfe, die durch ihre Arbeit zwangsläufig auch mit den dort eingesetzten Zwangsarbeitern in Kontakt kam, da sie u. a. dafür zuständig war, ihnen Essen und Kaffee aufs Feld zu bringen. Eines Tages wurde Anton Wujciakowski ohne Wissen der Familie Abel von der Staatspolizei Bonn abgeholt und verhört, wenig später auch die junge Frau. Vermutlich aufgrund einer anonymen Anzeige wurde Wujciakowski beschuldigt, „verbotenen Umgang“ mit der deutschen Haushaltshilfe gehabt zu haben. Obwohl sich der erhobene Verdacht durch medizinische Untersuchung der in Verdacht geratenen Frau nicht erhärten ließ und beide die Anschuldigungen bestritten, wurde Anton Wujciakowski nach ca. vier Monaten Haft am 09.08.1941 in der Kiesgrube bei Miel durch Erhängen getötet. Sammlung Zehnthaus Dr. Benno Willers „Damals in Buschhoven 1939 – 1948 NRW-Archiv v. 13.8.2014 / Gemeindearchiv
von Martin Effelsberg / Sammlung Zehnthaus 9. November 2024
Die Chorfenster der Pfarrkirche St. Petrus und Paulus in Odendorf sind nicht nur Kunstwerke der Glasmalerei mit biblischen Themen, sondern senden auch verborgene weltliche Signale. Im Detail zeigen die Chorfenster Auszüge aus der Offenbarung des Johannes (Apokalypse), dem letzten Buch des Neuen Testaments. 
von Sammlung Zehnthaus 19. Oktober 2024
Zu der zerstörten Infrastruktur nach dem Zweiten Weltkrieges gehörten auch zahlreiche Kirchen. Die Chorfenster der neuen Pfarrkirche St. Petrus und Paulus in Odendorf waren ebenfalls beschädigt und mussten ersetzt werden. Für die künstlerische Gestaltung wurde der international bekannte Glasmaler Paul Weigmann gewonnen. Der Künstler (1923 – 2009) lebte in Leverkusen. Seine Werke mit apokalyptischen Themen finden sich vor allem in Sakralbauten, aber auch in profanen Gebäuden. Insgesamt gestaltete er über 300 Kirchenfensterzyklen. Allein in Leverkusen sind seine Buntglasbilder in 14 Kirchen zu finden, in Köln sind es fünf Gotteshäuser. Weitere Beispiele sind das Bonner Münster, die Dome von Worms, Mainz, Speyer und vielen weitere Städte. Auch in den Nachbargemeinden Oberdress und Straßfeld ist Weigmann vertreten. Zunächst wurden 1952 die drei Chorfenster und 1973 die Seitenfenster ersetzt. Hergestellt wurden diese Fenster durch die Firma Glasmalerei Oidtmann in Linnich. Es ist die älteste Werkstatt dieser Art in Deutschland, die bereits in der fünften Generation betrieben wird. Internationale Künstler, Architekten und Konservatoren schätzen die über 150jährige Fachkompetenz dieser Glasmalerei. Glaskunstobjekte aus diesem Unternehmen sind in der Sammlung des Vatikans und im Victoria & Albert Museum in London zu bewundern. Es gibt noch weitere große Werkstätten im Rheinland und Westfalen. Damit wurde die Glasmalerei zu einem historisch gewachsenen regionalen Kulturgut. Nordrhein-Westfalen nimmt damit bei der Geschichte und Entwicklung der modernen Glasmalerei eine Schlüsselstellung mit internationalem Einfluss ein. So entstand folgerichtig aufgrund einer Bürgerinitiative in Linnich in einer ehemaligen Getreidemühle das Deutsche Glasmalerei-Museum, eine deutschlandweit einzigartige Sammlung. Den Grundstock für die Dauerausstellung legten über 1200 Glasmalereien der Nachkriegszeit und eine Bibliothek als Schenkung aus dem Bestand der Firma Oidtmann. Die Besucher erwartet ein repräsentativer Überblick zur Geschichte der Glasmalerei vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart.  Die Chorfenster der Odendorfer Pfarrkirche sind folglich künstlerisch bedeutsam. Heute zeigen wir die Gesamtansicht der Chorfenster, Detailberichte folgen.