Folge 88: Römische Kalkbrennerei in Bad Münstereifel-Iversheim (2)

Schauen wir zurück auf die zeitliche Einordnung der Ereignisse. Von 135 bis 235 n.Chr. sind Inschriften zu verschiedenen Arbeitskommandos römischer Legionen bekannt. Die im Legationslager „Bonna“ stationierte 1. Legion mit dem Beinamen „Minerva“ war immer wieder in Iversheim eingesetzt. Am häufigsten war die 30. Legion mit den Beinamen „Ulpia Victrix“ beteiligt. Weiterhin ist bezeugt, dass die „Legion III „Cyrenaika“ hier von 260 bis 286 n.Chr. im Arbeitseinsatz war. Die Forschung geht davon aus, dass etwa 150 Jahre lang Kalk in verschiedenen Formen von Iversheim aus bis zu 200 Kilometer in alle Richtungen hin vertrieben wurde. Es ist davon auszugehen, dass im engeren Bereich der Fundstelle weitere Brennofenbatterien aufzufinden sind. Ab 300 n.Chr. ist eine weitere Kalkproduktion nicht mehr belegt.
Von welchem Personaleinsatz muss man ausgehen? Gefundene Inschriften erwähnen einen „Architectus“ und einen „Magister Calcariorum“. Ersterer war wohl der Spezialist für die Herstellung der Produktionsstätten bei der Legion und nur bei technischen Problemen im Einsatz. Letzterer war der technische Leiter der Kalkbrennerei. Die „Calcari“ waren besonders geschulte Soldaten des „Vexillatio, des Arbeitskommandos. Der „Signifer“ leitete als Vertreter des Kommandanten die Durchführung der unterschiedlichsten Aufgaben des Kommandos. Die Legionäre lebten in der Produktionsstätte.

Nach neueren Forschungen betrug die Stärke des Kommandos in der Regel 60 Mann. Diese waren in 4 Gruppen gegliedert: Die Steinschläger im Steinbruch, die Steinbrecher für die Vorbereitung des Brenngutes, Beschickung und Leerung der Öfen und die Brenner, d.h. Ofenheizer. In der vierten Gruppe arbeiteten Handwerker wie Schmiede, Stellmacher, Schreiner, Küfer, Ofenbauer, Versorgungspersonal, Schreiber, Transportarbeiter und Sanitäter. Die Produktion erfolgte im Schichtdienst, da die Öfen ganztägig zu versorgen waren. Sicherlich kam weitere Hilfskräfte für das Heranschaffen der großen Holzmengen und die Versorgung der Transportgespanne hinzu.
Die Anlage befindet sich im Eigentum der Stadt Bad Münstereifel. Der Dorfverschönerungs-Verein Iversheim (DVI) betreibt das Museum ehrenamtlich und arbeitet dabei eng mit der Tourist Information der Stadt Bad Münstereifel, dem VR-Landes Museum Bonn und der Nordeifel Tourismus GmbH zusammen. Das Denkmal finanziert sich ausschließlich über Spenden, u.a. von der Kalkindustrie. Die Anlage ist von Mai bis Oktober jeden Samstag von 13 – 16 Uhr geöffnet, an Sonn- und Feiertagen von 11 – 16 Uhr.
Quellen:
Broschüre Dorf-Verschönerungsverein Iversheim e.V. “Die römische Kalkbrennerei in Bad Münstereifel Iversheim
Zusammenfassung Walter Sölter









